Die Bühnenräume in Halle
Michael Aust und Michael SchwinningJeder, der an einer Schule einen Theaterkurs oder eine Theater-AG leitet, kennt die spezifischen räumlichen und zeitlichen Bedingungen genau, die durch den schulischen Kontext gesetzt werden und meist Improvisationstalent in der Arbeitsorganisation erfordern. Die Stundentafel weist jeder Gruppe Zeit und Raum für ihre Arbeit zu, es gibt eine Aufführungsfläche, die als Bühne genutzt werden kann. Das ist allerdings durchaus nicht grundsätzlich eine funktionale Theaterbühne. Schulen sind diesbezüglich meist mit Mehrzweckräumen ausgestattet, in denen Zweck 1 die Bereitstellung eines Speisesaals/einer Cafeteria ist, Zweck 2 ist ein Versammlungsraum, Zweck 3 eine Bühne für Musikdarbietungen und Feierlichkeiten, erst Zweck 4 beinhaltet die Nutzung als Aufführungsraum für Schultheater. So jedenfalls mutet meist die architektonische Realisation an. Viele dieser Stätten zeichnen sich durch geringe Deckenhöhe aus, die Bühnenlicht nur rudimentär installierbar macht, es herrschen schwierige akustische Verhältnisse dank Steinfliesenboden, geräuschintensiver Bestuhlung und Betonträgern in der Decke. Problematisch für Theateraufführungen sind fehlende Verdunklungsmöglichkeiten.
In älteren Gebäuden findet man hingegen die klassische Schulaula, technisch oft gut ausgestattet, aber für Theaterzwecke oft zu groß mit sehr hoher Bühne und schwerlich anders bespielbar als als Guckkastenbühne. Und dann gibt es noch die Schulen, die gar keine designierte Bühnenfläche aufweisen, in deren Pausenhalle oder Eingangsbereich dennoch Theater gespielt wird, etwa neben dem brummenden Getränkeautomaten.
Das alles ist erwähnenswert, weil das Schultheater früh gefordert war, seine Produktionen dem vorhandenen Raum anzupassen und ggf. auch den Ort Schule zu verlassen. Das gilt umso mehr, nachdem Theater als Schulfach etabliert wurde und Kurse sich auch theoretisch mit dem Phänomen Theater und innovativen Bühnenkonzepten beschäftigten. Der Blick auf andere und innovative Bühnenformen ist nicht zuletzt deshalb auch reizvoll, weil dem Schultheater die Mittel des Illusionstheaters ohnehin nicht zur Verfügung stehen (vgl. dazu auch die Workshopberichte von Nick Doormann und Tilmann Ziemke).
Die Hälfte aller Inszenierungen fand im Steintor Varieté statt, der größten Spielstätte, deren wechselvolle Geschichte im Bereich Varieté/Revue bis ins Jahr 1868 zurückreicht. Das Haus verfügt über eine Kapazität für ca 500 Zuschauer auf ebenerdiger Parkettebene und zwei Rängen. Die Bestuhlung ist flexibel. Die technische Ausstattung entspricht einem professionellen Theaterbetrieb incl. Zügen und Tanzboden. An den Bühnenseiten ist ein „Sternenhimmel" fest installiert. Die hohe Bühne bietet optimale Sichtverhältnisse im Publikum, bildet aber gleichzeitig eine Barriere. Akustisch ist der Saal nicht ganz einfach zu bespielen, erfordert geschultes Sprechen oder Mikrophon Einsatz, der wohl bei der regulären Nutzung selbstverständlich ist. Der Saal ist vollständig zu verdunkeln, ermöglicht großflächige Projektionen. Die Bühne misst 10x8 Meter.
Dort aufgeführt wurden:
WENN WIR NICHTS TUN, WERDEN WIR NICHTS SEIN (Nordrhein-Westfalen)
Mit diesem Namen bezeichnet ist der Hörsaal in Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt, kurz: LISA. Der Raum ist mit etwa 18x17 m nahezu quadratisch. Dank flexibler Bestuhlung ist er flexibel bespielbar, verfügt über keine hörsaaltypische Podestebene. An zwei Seiten ist eine große Fensterfront, die allerdings zu verdunkeln ist. An der Rückseite befindet sich eine festinstallierte Leinwand. Die technische Einrichtung ist die eines Hörsaals, Bühnenlicht muss in den Raum transportiert und dort auf Stativen installiert werden. Die Deckenhöhe von 4,62 m erlaubt nur niedrige Winkel. Es gibt einen kleinen als „backstage" zu nutzenden Bereich mit eigener Auftrittstür. Der Saal liegt im 8. Stock des Gebäudes und wird mit dem Fahrstuhl erreicht. Der Saal diente für die Vorträge der Fachtagung.
Dort aufgeführt wurden:
ALICE IM ANDERLAND (Rheinland-Pfalz)
Die Aula im Landesgymnasium Latina August Hermann Franke ist eine modernisierte Schulaula im 2. Stock des Schulgebäudes mit einer Kapazität von ca 380 Plätzen. Der Raum verfügt über eine flexible Bestuhlung in Parkett und Rang. Die Spielfläche ist mit 9x7 Metern kleiner als an anderen Orten, die technische Ausstattung ist theatergerecht. Nicht ganz unproblematisch ist der Umstand, dass die breite Fensterfront auf der linke Saalseite nicht zu verdunkeln ist, der Zuschauerraum liegt immer im Tageslicht. Die Bühne ermöglicht Projektionen und verfügt über eine Reihe von Podesten, mit denen die Bühne gestaltet und erweitert werden kann.
Dort aufgeführt wurden:
Die von einem Verein getragene Spielstätte, die sich für alle Arten freier Gruppen öffnet, wurde erst kurz vor dem Festival unter neuer Leitung eröffnet (vormals: „Theatrale"). Der Theaterraum lässt sich unterschiedlich einrichten. Für die eine SDL-Inszenierung saßen die Zuschauer, anders als auf dem Foto, auf steil ansteigender Tribüne und blickte auf die ca 10x8 m große Spielfläche herab ( Kapazität ca. 150 Sitzplätze). Ausstattung mit Licht/ Ton ist vorhanden, der Raum ist komplett verdunkelbar.
Aufgeführt wurde:
Im ersten Stock des Hans-Ahrbeck-Haus in der Martin-Luther-Universität befindet sich ein kleiner Hörsaal (15x15m) mit einem Bühnenpodest (3,2x10m) an der Tafelseite. Die niedrige Decke schränkt Beleuchtungsmöglichkeiten ein, allerdings ist der Raum frei bestuhlbar und auch verdunkelbar. Projektionen sind möglich. Allerdings gibt es keinen als Bachstage-Bereich benutzbaren Raum. Der einzige Auftritt erfolgt durch eine Glastür zum Flur, die auch als Publikumseingang fungiert.
Gespielt wurde hier: